Untersuchung des Unterwasserplateaus an der Burgwallinsel im Oberuckersee (29.09.-02.10.2018)
Anlass der Untersuchung:
Während der Vermessung der Tiefen Brücke im Frühjahr 2017 fiel erneut die ungewöhnlich gleichmäßig geformte Untiefe an der südwestlichen Spitze der Burgwallinsel auf, die bereits bei früheren Sonaruntersuchungen zu sehen war. Bei der neuen Seitensichtsonar-Messung wurden jedoch neben der auffälligen Form der Untiefe selbst auch Anomalien erkennbar, die als Holzpfähle interpretiert wurden. Eine einfache, punktuelle Betauchung später im selben Jahr ergab, dass diese Anomalien vorwiegend von Wasserpflanzen stammten, jedoch auch sehr vereinzelt Pfähle südlich der Insel in den Wasserpflanzen verborgen waren. Der Verein beschloss, die Untiefe systematisch nach oberflächlich erkennbaren Konstruktionsresten abzusuchen.
Vorgehen:
Nach durchwachsenen Erfahrungen mit einem statischen Raster bei der Untersuchung der Untiefe Barschberge im Werbellinsee wurde für diese Untersuchung ein Orientierungs- und Vermes-sungssystem entwickelt. Dieses bestand aus einer Kombination von zu Beginn verlegten Basislinien (Linie A, Linie B) aus soliden Kunststoffleinen mit Schlaufen mit laufender Metermarkierung in regelmäßigen Abständen (4 m) (siehe Kartierung der Prospektionsfläche). Zwischen den korrespondierenden Metermarkierungen auf beiden Linien wurde je ein 50-m-Maßband gespannt.
Jedes Maßband wurde von zwei Tauchern mit je einer 2-m-Messstange jeweils zur Rechten und zur Linken des Maßbandes abgetaucht. Dieses Verfahren ermöglicht eine sehr gute Orientierung unter Wasser und erlaubt es Funde/Befunde sofort mit einer - für eine Voruntersuchung - hinreichenden Genauigkeit aufzunehmen. Da das gesamte System nach der Untersuchung abgebaut wurde, verbleiben zudem keine schädlichen Einträge durch Plastik o. ä. im örtlichen Ökosystem. Im Verlauf der Arbeiten zeigte sich, dass ein Tauchteam aus zwei Personen mit diesem Verfahren zwei Streifen zu 50 x 4 m innerhalb eines Tauchgangs von etwa 1 h absuchen kann. Das Ziel dieser Prospektion, die südwestliche Hälfte der Untiefe vollständig abzusuchen, konnte somit erreicht werden. Die Arbeiten wurden leicht dadurch behindert, dass der Zerfall der Wasserpflanzen wegen des langen, heißen Sommers noch nicht so weit vorangeschritten war, wie sonst zu dieser Jahreszeit üblich.
Parallel zu den Arbeiten der Tauchern setzte die Firma EvoLogics ihren BOSS Manta Ray ein. Das autonome Unterwasserbionic-Fahrzeug nahm die Pfahlreste der Tiefen Brücke mit seinem Sonar auf. Der Manta „flog“ in drei, sieben und neun Metern unter dem Wasserspiegel seine vorprogrammierten Schleifen. Der Sonobot diente auf dem See als Basisfahrzeug.
Funde und Befunde:
Das Unterwasserplateau weist neben seiner gleichmäßigen Grundform eine recht plane Oberfläche mit einer Tiefe von etwa 2,5 m unter dem Wasserstand während der Untersuchung auf (NB: Aufgrund des trockenen Sommers 2018 war der Wasserstand des Oberuckersees mindestens 0,5 m unter dem bisherigen Wert. Zu den Seiten hin fällt das Plateau an deutlich wahrnehmbaren Kanten steil ab. Oberflächliche Untersuchungen während einzelner Tauchgänge ergaben, dass das Plateau einheitlich aufgebaut zu sein scheint: Unter einer mehrere Zentimeter starken Schicht aus organischem Detritus folgt eine ebenfalls etliche Zentimeter starke Schicht aus kompakten Muschelresten. Darunter folgt eine dichte Schicht aus Kies und Gestein, in die im Rahmen dieser Betauchung nicht vorgedrungen wurde.
Im Verlauf der Untersuchung wurden im Bereich zwischen den Linien A und B keine Konstruktionselemente aus Holz oder sonstige Befunde angetroffen. Daneben wurden auch keine Kleinfunde in Form von Keramik o. ä. gemacht, was in Anbetracht der dichten Bedeckung mit rezentem Detritus nicht überrascht. Einzige Ausnahme waren zwei Objekte, die später genauer beschrieben werden. Am letzten Tag der Untersuchung wurden die bereits 2017 entdeckten Holzpfosten markiert und an der Oberfläche per GPS eingemessen. Dabei fiel dem Taucher auf, dass an mindestens einer Stelle bereits zuvor jemand unter Wasser gegraben haben muss, da deutliche Löcher sichtbar waren. Im Zusammenhang mit den aus den Ortsakten bekannten Hinweisen auf illegale Sondengänger im Bereich der Insel, könnte dies ein Hinweis sein, dass diese Aktivitäten inzwischen auch unter Wasser stattfinden.
Ausblick:
Bislang gibt es keine Hinweise auf eine Erweiterung der Inselbesiedlung oder einer Hafenanlage im Bereich der Untiefe. Die sehr ungewöhnliche Form bedarf jedoch nach wie vor einer Erklärung. Der VUBB plant daher im kommenden Jahr Bohrkernuntersuchungen im Plateaubereich und ggf. Vergleichsuntersuchungen auf der Insel um die Entstehung des Plateaus zu klären. Sollte eine natürliche Entstehung auf diesem Wege ausgeschlossen werden können, wäre eine Magnetikuntersuchung im Flachwasserbereich als nächster Schritt die geeignetste Methode, um nach unter dem rezenten Detritus verborgenen Strukturen zu suchen.
Die Presse war auch zugegen: Teufelsrochen im Oberuckersee
frühere Projekte:
2000-2008: Tiefe Brücke /
05.2017: Tiefe Brücke /
05.2018: Lange Brücke