Prospektion des VUBB im Oberuckersee, Fpl. Fergitz 19 (UM) - (Mai/Juni 2019)
Anlass der Untersuchung:
Nachdem bei der Untersuchung im Oktober 2018 keine Konstruktionselemente oder nennenswerte Oberflächenfunde gemacht, allerdings auch keine schlüssige Erklärung für die ungewöhnliche Form gefunden werden konnte, wurde beschlossen den Ursprung der Untiefe durch Bohrungen unter Wasser abzuklären. Zu diesem Zweck wurde vom VUBB ein eigener Kernbohrer für Bohrungen bis 4 m Tiefe unter Grund mit dazugehöriger Hebeeinrichtung entwickelt. Parallel sollte durch eine Unterwasserdetektorprospektion nach oberflächlich nicht erkennbaren Funden gesucht werden.
Vorgehen:
Als Orientierungspunkte dienten erneut die Eckpunkte des im letzten Jahr verwendeten Messrasters, die mithilfe eines hochgenauen DGPS angesteuert und mit Bojen markiert wurden. Anschließend wurden die gesetzten Punkte erneut mit Markierungsleinen verbunden, um eine Orientierung unter Wasser zu ermöglichen. An den Punkten B50, B100, B115, A50 und C50 wurden im Verlauf von drei Tagen geschlossene Rammkernsonden von 1 ¼ Zoll Durchmesser mit Kunststoffinlinern von Tauchern manuell 3-4 m in den Seegrund getrieben und anschließend mit einer Hebevorrichtung aus Dreifuß und Flaschenzug gezogen. Diese Arbeiten erwiesen sich als gut durchführbar, der vergleichsweise geringe Sondendurchmesser führte in Kombination mit dem dichten Sediment jedoch dazu, dass nur bis 1,5 m Sediment aufgenommen wurde.
Parallel zur Bohruntersuchung unter Wasser wurden mit Genehmigung der Unteren Umweltschutzbehörde Uckermark Bohruntersuchungen auf der Burgwallinsel durchgeführt.
Funde und Befunde:
Die Bohrungen zeigen durchweg keinerlei Hinweise auf eine künstliche Aufschüttung, wie Steinpackungen oder Faschinen, sondern entsprechen einem natürlich gewachsenen Seegrund, der wahrscheinlich auf dem Moränenkern der Insel liegt, wie sich im Bohrprofil A50 zeigt. In den Bohrprofilen B100 und B115 trat jeweils in Tiefen ab 134 cm unter Grund bzw. von 114-124 cm unter Grund ein ca. 10 cm starkes Torfband zu Tage. Dieses Torfband kann als Hinweis auf einen ehemals über 2 m tieferen Seespiegel gedeutet werden, dessen Verlandungsbereich anschließend durch einen höheren Seespiegel erneut mit Seekreide überdeckt wurde.
Zudem wurde der Seegrund transsektartig mit einem Metallsuchgerät abgesucht. Die abgetauchte Strecke B0-B100 lieferte auf einer Breite von ca. 4 m keinerlei Metallfunde. Bei einer intensiveren Nutzung dieser Fläche in einer (früh-)geschichtlichen Periode wäre zumindest mit einigen Metallteilen zu rechnen gewesen.
Die Bohruntersuchungen auf der Insel zeigen ebenfalls keine Hinweise auf eine Aufschüttung in Richtung der Untiefe. Dagegen zeigte sich, dass der Burgwall offenbar nach seiner Zerstörung mindestens einmal durch ein Hochwasserereignis überspült wurde, da durch Wellenschlag verrollte Schwimmsteine in den Brandungsterrassen entlang des Burgwalls, sowie aquatische Fauna und Flora in Schichten im Inneren des Burgwalls auftraten. Die Untersuchungen auf der Insel legen außerdem nahe, dass die Insel in slawischer Zeit kleiner war als heute und seitdem durch Verlandungsprozesse in der Fläche gewachsen ist. Dabei fällt auf, dass die vergleichsweise steile östliche Seite starke Schichte aus vergangenem Schwimmschilf zeigt und auch heute noch wachsendes Schwimmschilf beobachtet werden kann, während die Westseite eher sandige Schichte aufweist, die deutlich flacher Abfallen. Die Ursache hierfür ist vermutlich in einer Asymmetrie des Moränenkerns zu suchen sowie in den verschiedenen Einflüssen von Wind und Strömung auf den beiden Seiten.
Ergebnisse/Ausblick:
Da durch die Bohrungen keinerlei Hinweise auf eine künstliche Aufschüttung der Untiefe gefunden werden konnten, handelt es sich hier offenbar um eine durch natürliche Verlandungs- und Sedimentationsprozesse auf dem Moränenkern gewachsene Struktur. Die auffällige Form der Untiefe allein spricht nicht gegen eine natürliche Entstehung und ist durch die Form des Moränenkerns sowie die Strömung der Ucker erklärbar. Das gefundene Torfband zeigt einen ehemals deutlich tiefer liegenden Seespiegel und Seegrund. Solche Schwankungen sind nicht zwingend auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen, sondern treten in Fluss-See-Systemen wie den Uckerseen natürlich auf. Eine genaue Datierung der Torfschicht liegt noch nicht vor, allerdings sprechen die starken Seekreideablagerungen darüber für ein relativ altes Datum. Vermutlich hängt die Torfschicht mit der Zeit niedrigerer Wasserspiegel am Ende der letzten Eiszeit zusammen und steht somit nicht im Zusammenhang mit der slawischen Besiedlung der Insel. Es wurden an zwei Stellen Proben für eine mögliche C14-Datierung aus der Torfschicht entnommen.