Dr. Florian Huber zu Gast beim VUBB

Am 4. und 5. Mai 2019 war der aus Film und Fernsehen bekannte Unterwasserarchäologe Dr. Florian Huber zu Gast beim Verein, um uns freundlicherweise eine großartige Einführung in das spannende Thema „Structure from Motion unter Wasser“ zu geben.

Structure from Motion (kurz SfM) ist eine gerade in der Archäologie zunehmend verbreitete Technik der 3D-Dokumentation. Mit dieser Methode kann ein detailliertes 3D-Modell eines beliebigen Objekts aus einzelnen Fotos oder Videoframes erstellt werden, ohne  teuren und schwer zu bedienenden Laserscanner. Eine Kamera und ein Computer genügen. Was zunächst simpel klingt, ist in der Praxis häufig gar nicht so einfach. Jeder Punkt, der im 3D-Modell korrekt positioniert sein soll, muss auf mindestens drei Fotos auftauchen und jedes dieser Bilder muss seinerseits ausreichend weitere Punkte mit anderen Fotos gemeinsam haben, um präzise verortet werden zu können. Nur wenn also ausreichend Fotos aus allen Perspektiven zur Verfügung stehen, kann ein lückenloses 3D-Objekt berechnet werden. Für einen kleinen und eher einfachen Gegenstand,  z. B. eine Teekanne, können es schnell mal bis zu 100 Fotos werden. Entscheidend sind neben der Zahl und der Qualität der Bilder aber auch die richtige Position der Kamera und zum Beispiel die Ausleuchtung jeden Bildes und etwaige Bewegungen im Hintergrund. Was schon an der Oberfläche einige Übung verlangt, wird unter Wasser, wo schlechtes Licht, geringe Kontraste, Schwebteilchen und andere Probleme dazu kommen, eine echte Herausforderung. Für uns also ein Glück, dass uns ein echter Profi in diesem Bereich besuchte.

Unser SfM-Crashkurs war in zwei Tage unterteilt. Am Samstag gab uns Florian eine kurze Einführung in die Theorie und zeigte einige Beispiele erfolgreicher SfM-Dokumentation im Unterwasserbereich. 3D-Aufnahmen wie der Schädel eines prähistorischen Krokodils in einer Höhle auf den Bahamas oder das Wrack der Mars aus dem 16. Jh. zeigen, dass SfM sowohl im kleinen wie auch im großen Maßstab erfolgreich angewendet werden kann und machten natürlich alle im Verein scharf darauf auch loszulegen. Zunächst wurde aber in einem Trockendurchlauf ein Stillleben im Garten dokumentiert. Beim Berechnen des Modells zeigte sich, dass es neben gut positionierten Bildern auch einen leistungsstarken Computer braucht. Trotzdem war unser erstes 3D-Modell gar nicht schlecht. Zur Einstimmung auf die Tauchgänge am nächsten Tag, fuhren wir abschließend noch ins Museum für Verkehr und Technik um uns den hier ausgestellten Kaffenkahn aus dem 19. Jh. anzusehen.

Am Sonntag trafen wir uns mit Florian am Werbellinsee, um uns einen solchen Kaffenkahn auch in seiner „natürlichen Umgebung“ anzusehen. Am Einstieg Dornbusch konnte man zwar, wie an einem Sonntag mit schönem Wetter nicht anders zu erwarten, vor Tauchern kaum noch fußen, unter Wasser war die Lage dann aber wesentlich entspannter. Wir hatten einen sehr schönen Tauchgang zum Dornbuschwrack, wo wir neben einigen wunderbaren Einzelaufnahmen von Florian auch einen, wenn auch noch recht kleinen Teil des Wracks in 3D dokumetieren konnten. Beeindruckend ist hier vor allem der hohe Detailgrad der aus mehreren Dutzend Fotos bestehenden Aufnahme der Kaffenspitze. Das Prinzip funktioniert also auch für uns, bis zur vollständigen Aufnahme des ganzen Wracks sind aber noch einige Tauchgänge nötig. Der Lehrgang endete zünftig mit einem guten Essen in der örtlichen Fischerei. Wir möchten uns an dieser Stelle nochmal herzlich bei Florian für den tollen Kurs bedanken.